«Salzburger Jubiläums-Tarock»: Schriftzug

Werner Hölzls «Salzburger Jubiläums-Tarock»

Werner Hölzls «Salzburger Jubiläums-Tarock»: Ansicht der Karten & Packung (Foto: salzburg2016.at/M.Molih)
ÜBERSICHT – 54 Kartenmotive:
KÖNIGE... (bzw. Kaiser)
   Kaiser Franz I....
   König Max I. Joseph v. Bayern...
   Kaiser Ferdinand I....
   Kaiser Franz Joseph I....
DAMEN...
   Constanze Mozart...
   Maria Anna „Nannerl” Mozart...
   Linzerin mit Goldhaube...
   Caroline Auguste...
CAVALL... (REITER der öst. k.k. Armee)
   Gemeiner der Stabsdragoner...
   Stabsoffizier der Husaren...
   Stabsoffizier der Kürassiere...
   Stabsoffizier der Ulanen...
BUBEN...
   Franz X. Gruber & Joseph Mohr...
   Christian Doppler...
   Johann Michael Sattler...
   Ignaz Rojacher...
SKATINDEL... (16 ZAHLENKARTEN)
   1Salzburg & Mozart-Denkmal...
   2Maria Plain & Nepomukbrücke...
   3Hallein...
   4Mattsee...
   7Burg Mauterndorf...
   8Schloss Goldegg...
   9Burg Hohenwerfen...
10Schloss Leopoldskron...
   1Schloss Anif...
   2Schloss Fischhorn...
   3Maria Kirchenthal...
   4Schloss Mirabell...
   7Schloss Hellbrunn...
   8Radstadt...
   9Erhardkirche & Stift Nonnberg...
10Schloss Kleßheim...
TAROCK... (21 Trumpfkarten)
I
Salzburger Bürgergarde...
II
Nikolaus & Krampuspass...
III
Schön- & Schiachperchten...
IV
Salzburger Glöcklerlauf...
V
Rupertigauer Aperschnalzen...
VI
Pucher Palmesel...
VII
Schwerttanz der Knappen...
VIII
Hundsstoaranggeln...
IX
Himmelbrotschutzen...
X
Zederhauser Prangstangen...
XI
Tamsweger Samson & Zwerge...
XII
Salzburger Hochzeitslader...
XIII
Die Wilde Jagd...
XIV
Mühlbacher Holzmusi...
XV
Salzburger Bindertanz...
XVI
Pinzgauer Almabtrieb...
XVII
Salzburger Rupertikirtag...
XVIII
Prangerstutzenschützen...
XIX
Unkener Stelzentänzer...
XX
Pinzgauer Tresterer...
XXI
Salzachschifferschützen...
Salzburger Hanswurst...

Erklärun­gen zu den Karten­motiven

Nachfolgende Ausführungen sind lediglich meine kurz gefassten Gedanken, die zu den jeweiligen Darstellungen führten. Zu jedem dieser Themen gibt es zahlreiche wissen­schaftliche Beiträge und Publikationen, und ich maße mir nicht an, diesen nahe zu kommen. — Ein Fehler gleich im Voraus: Das von mir ausgearbeitete Wappen der drei Habsburger Herrscher auf den Königskarten gab es in dieser detaillierten Ausführung erst in der Langzeitära des Kaisers Franz Joseph I. (ab 1848). In der Zeit davor wurden einfachere Formen des Doppel­adlers eingesetzt.



Die KÖNIGE

KÖNIG | Kaiser Franz I., auch genannt: der Gute (1806 – 1835)

Wie manche Angehörige des Hochadels erlernte auch er ein Handwerk – das der Gärtnerei –, das zu einer Passion erwuchs. 1823 ließ Franz I. im Wiener Burggarten ein klassizistisches Gewächshaus errichten – sein persönliches Refugium der Ruhe und Abgeschie­den­heit. Deshalb umfassen auf meiner Zeichnung des "Blumen­kaisers" die rechten Krallen des Doppeladlers anstelle von Schwert und Zepter den Stamm einer Kaiserkrone, einer Gladiole und einer Schwertlilie. — Doch zuvor war diesem Kaiser überaus kriegerisch zumute, und die Einverleibung des Herzogtums Salzburg sah er als einen wichtigen Vorposten gegen Bayern, den einstigen Verbün­deten Napoleons. Die äußerst schwierigen Verhandlungen wurden sogar durch militärische Machtdemonstrationen forciert: Der bayerische König Max I. Joseph verstärkte mit 11.000 Mann den Schutz der Grenzen zu Österreich – und mit der Errichtung weitläufiger Verteidigungsanlagen vor allem jene der Stadt Salzburg (das damalige Verwaltungszentrum im Salzachkreis des Königreichs Bayern). – Dem gegenüber stellte Kaiser Franz I. gleich ein gewaltiges Armeekorps mit 38.000 Soldaten auf...eine Front vom Salzkammergut bis hinauf zum Böhmerwald... – Unter diesem immensen Druck kam es jedoch am 14. April 1816 mit dem Vertrag von München zu einem friedlichen Kompromiss und in der Folge zur Teilung des Landes: Die Flüsse Salzach und Saalach wurden zur „Nassen Grenze”, wobei die linksufrig gelegenen Gebiete (späterhin "Rupertiwinkel" genannt) Bayern zugeschlagen wurden und der Hauptteil des Landes an das Habsburger Kaiserreich fiel.
KÖNIG | Maximilian I. Joseph von Bayern (1806 – 1825)

1806 machte Napoleon den Wittelsbacher Kurfürsten zum König von Bayern. Am 30. September 1810 nahm dieser das Herzogtum Salzburg in Besitz und vereinte es mit dem südlichen Innviertel, dem westlichen Hausruckviertel, dem Mondseerland, einigen altbayerischen Gerichten einschließlich des Chiemsees und der ehemaligen Fürstpropstei Berchtes­gaden, sowie dem Tiroler Kitzbühel und Hopfgarten im Brixental zu einem "Salzachkreis des Königreichs Bayern". Und dabei ist es als interessant zu betrachten, dass all diese Ländereien in ihrer Ausdehnung beinah’ einer längst vergangenen historischen Einheit entsprachen: nämlich dem Verwaltungsbezirk der "Municipale Iuvavum" in der römischen Provinz "Noricum". — Bei der Ausarbeitung des bayerischen Königswappens erlaubte ich mir, über dem zentralen Rautenschild statt einer weiteren Krone eine Maß und eine Breze einzusetzen.
KÖNIG | Kaiser Ferdinand I., auch: der Gütige (1835 – 1848)

Der Sohn des Kaisers Franz I. litt unter einem angeborenen Wasserkopf und epileptischen Anfällen. Dennoch entpuppte er sich als wahres Finanzgenie, beherrschte mehrere Instrumente und Sprachen und förderte (unter Aufsicht von englischen Ingenieuren und Fachkräften) den Ausbau von Eisenbahn­linien. — Deshalb statt Schwert und Zepter: eine Garnitur der 'Kaiser-Ferdinands-Nord­bahn' als Wappenattribut. Und von seiner Sparsamkeit pro­fitierte letztlich sein Nachfolger, dem er ein gigantisches Erbe vermachte.
KÖNIG | Kaiser Franz Joseph I. (1848 – 1916)

Der Neffe des Kaisers Ferdinand I. wurde als Langzeitherrscher zum Mythos — und in seinem erstem Regierungsjahr wurde das Herzogtum Salzburg zum eigenständigen Kronland erhoben. — Der doppelköpfige Wappenaar hält in den linken Krallen anstatt des Reichsapfels eine Medaille mit einem Bild aus seinen letzten Lebensjahren. — Und wenn man so will, ist diese Karte auch ein Zeichen des Gedenkens zu seinem 100. Todesjahr.


Die DAMEN

DAME | Constanze Mozart (1762 – 1842)

Nach dem Tod ihres Gemahls Wolfgang Amadeus 1791 in Wien zog sie 1797 nach Salzburg an den Michaelerplatz – dem heutigen Mozartplatz. Mit ihrem zweiten Mann, dem dänischen Legationsrat Georg Nikolaus von Nissen, lebte sie von 1810 bis 1821 in Kopenhagen und nach dessen Pensionierung ab 1824 erneut in Salzburg, wo die beiden gemeinsam an der ersten Mozartbiografie arbeiteten. — Vorlage zur Zeichnung war mir das 1802 entstandene Ölbild von Hans Hansen – da war sie gerade vierzig Jahre alt. Ihre Hände halten ein stark vergrößertes Silhouettenportrait von Hieronymus Löschenkohl, das ihren geliebten „Wolferl“ zeigt. Und als Aufputz stellte ich ihr einen "Papageno" aus frühen «Zauberflöten»-Inszenierungen zur Seite.
DAME | Maria Anna („Nannerl”) Mozart (1751 – 1829)

Selber eine hervorragende Pianistin, die schon früh im Schatten ihres Bruders stand. — Die Vorlage zu diesem Kartenbild entnahm ich dem 1780 entstandenen Familienporträt des Johann Nepomuk della Croce – und zeichnete sie gespiegelt, schwungvoll in die Tasten eines Flügels greifend. Mit ihrer Familie bezog sie 1773 das darunter dargestellte 'Tanzmeisterhaus' am heutigen Makartplatz. — 1784, drei Jahre vor dem Tod ihres Vaters, ging sie auf dessen eindringlichen Wunsch hin eine sogenannte „Vernunftehe” ein, mit Johann Baptist Berchthold zu Sonnenburg, dem Gerichtspfleger zu St. Gilgen. Nach ihrer Verwitwung 1801 zog sie wieder nach Salzburg, wo sie als Klavier­lehrerin ihr Wissen und Können weitergab. Sie starb im Alter von 78 Jahren und wurde ihrem ausdrücklichen Wunsch gemäß nicht neben ihrem Vater am Sebastiansfriedhof bestattet, sondern in der 'Commungruft zu St. Peter' – umgeben von den Bildtafeln zum «Salzburger Totentanz», direkt neben dem Aufgang zu den Katakomben. — Im vormaligen Wohnhaus der Familie Mozart etablierte sich ab 1785 die 'Oberer’sche Buchdruckerei' und in der Folge die von Joseph Oberer 1831 gegründete erste 'Salzburger Lithographische Kunstanstalt'.
DAME | „La belle Autrichienne de Linz”, 1820

Nach einem kolorierten Stich von J. Waldherr, der eine anämische Goldhaubenträgerin im Profil zeigt, zeichnete ich eine „fesche Linzerin“ im Halbprofil, ausstaffiert mit einer stattlichen Kropfkette. — Und nachdem ich 15 Jahre lang als Grafiker für die 'Gmundner Keramik' arbeitete, setzte ich auf eine solche Kuchenplatte eine meiner Lieblings­mehlspeisen, eine Linzer Torte. — Diese Szenerie ist auch ein Hinweis auf die besondere und enge Beziehung Salzburgs zu Oberösterreich: Das damalige Herzogtum Salzburg wurde in den Jahren 1816 bis 1849 von Linz aus verwaltet – als Anhängsel des Innviertel im Erzherzogtum Österreich ob der Enns.
DAME | Caroline Auguste (1792 – 1873), Witwe nach Kaiser Franz I.

Sie nahm in den Jahren 1848 bis 1872 mehrmals Aufenthalt in Salzburg. Aber auch schon zuvor, als Tochter des bayerischen Königs Max I. Joseph und als Schwester des Kronprinzen Ludwig, der im Schloss Mirabell residierte. Später bezeichnete sie ihre Besuche in Salzburg als „...die glücklichsten Zeiten ihres Lebens.“ — Caroline Auguste erwies sich auch als große Wohltäterin – so für eine „Kinderbewahranstalt” in Hallein und besonders als maßgebliche Unter­stützerin des 1835 gegründeten ‹Salzburg Museum›, dessen Protektorat sie übernahm. — Deshalb gab ich der Kaiserinwitwe den 1838 am Pass Lueg entdeck­ten bronzezeitlichen Helm in ihre Hände und platzierte daneben römische Statuetten, die um 1840 beim Bürglstein in Salzburg ergraben wurden – die ersten herausragenden Exponate der jungen Antikensammlung des ‹Salzburger Museum Carolino-Augusteum› (so benannt von 1850 bis 2007). — Heutzutage ist der Bronzehelm als ein ganz besonderes Schaustück im ‹Keltenmuseum Hallein› ausgestellt.


Die CAVALL (oder auch REITER)

In früheren Zeiten, als lediglich Männer in Uniform etwas galten, sprach man vom „Zauber der Montur“. — Dennoch ist es mir unfassbar, welch verschwenderische Pracht in die Ausstattung von Uniformen gelegt wurde, die letztendlich im mörde­rischen Getümmel auf den Schlacht­feldern eher zum Nachteil geriet. Denn gerade die sogenannten „Goldfasanen“ waren be­vor­zugte Ziele der Gegner. — Aber sogar die Schabracken gerieten damals ja zu mehr als nur einfachen Decken zwischen den Sätteln und Pferde­rücken: Sie waren aufwändig mit den Initialen des Kriegs­herrn bestickt (wie hier des Kaisers Franz I.) – und für Stabs­offiziere sogar mit Goldfäden reich durchwirkt...
REITER | Gemei­ner Stabs­dragoner der öst. k.k. Armee (1822)

Ein einfacher Soldat des Kaisers, den ich den nachfolgenden „Goldfasanen“ voranstellte. — Dragoner waren Ange­hörige der leichten Kavallerie auf wen­di­gen Pferden und bewaffnet mit schwerem Säbel: einem sogenannten "Pallasch".
REITER | Stabsoffizier der Husaren der öst. k.k. Armee (1822)

Husaren zählten zur Truppe der leichten ungarischen Reiterei, die sich – trotz der mit Schnüren reich besetzten Leibröcke (den "Dolmans") und aufwändigen, hohen "Tschakos" – als überaus gewandt erwiesen.
REITER | Stabsoffizier der Kürassiere der öst. k.k. Armee (1822)

Kürassiere waren mit Brust- und Rückenharnisch bewehrte Reiter, bewaffnet mit Karabiner und schwerem Säbel – und dementsprechend saßen sie auch auf kräftigen Pferden. Den beeindruckenden Helmaufsatz zierte eine schwarzgelbe "Raupe".
REITER | Stabsoffizier der Ulanen der öst. k.k. Armee (1822)

Ulanen waren ursprünglich eine mit Lanzen ("Piken") und Säbeln bewaffnete Reitertruppe, adjustiert in einer "Ulanka" mit "Epauletten" und einer hohen "Tschapka" als Helm.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Harald Gredler (Kustos im ‹Salzburger Wehr­geschicht­lichen Museum› in der Schwar­zen­berg-Kaserne) sowie dem Mili­tär­histo­ri­ker Oberst Kurt A. Mitterer (dem Leiter derselben Institution) für deren fach­kundige Beratung danken. — Es ging bei den Kartenmotiven zu den Cavall aber nicht nur um exakte Abbildungen von Kaval­leristen-Uni­formen der k.k. Armee in den 1820er-Jahren, sondern auch um die richtige Darstel­lung der Zügelhandhabung und Führung von Pferden mittels Trensen und Kandaren, — bei der mir meine Tochter Ella, eine ehemalige Reiterin, zur Seite stand.



Die BUBEN

BUBEN | Lehrer Franz Xaver Gruber (1787 – 1863) und Pfarrer Joseph Mohr (1792– 1848)

Ihr nachmalig weltbekannt gewordenes Lied «Stille Nacht, heilige Nacht» wurde am 24. Dezember 1818 in der St. Nikolaus-Kirche in Oberndorf uraufgeführt. — Die Gitarre in Grubers Händen entspricht dem Originalinstrument, das im ‹Stille-Nacht-Museum› in Hallein bewahrt wird. Und ein altes Foto der beim großen Hochwasser 1899 schwer beschädigten und hernach abgetragenen Kirche St. Nikolai war mir die Vorlage zu dieser winterlichen Ansicht. — Weihnachten 2018 wird zu einem besonderen Fest – nicht nur in den Salzburger Gemeinden, in denen Gruber und Mohr gelebt und gewirkt haben, sondern weltweit: im Gedenken an den Ursprung des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes.
BUBE | Christian Doppler (1803 – 1853), Physiker, Mathematiker und Astronom

Seinen umfassenden Forschungen und weltbewegenden Entdeckungen folgen unzählige Anwendungen in der Medizin, der Technik und den Naturwissenschaften. So waren etwa seine optischen Theorien die Grundlage für den sodann – vorerst akustisch – bewiesenen "Doppler-Effekt". Sein Wahlspruch lautete: „Die lohnendsten Forschungen sind diejenigen, die den Denker erfreu’n und zugleich der Menschheit nützen.“ — Auf dem Kartenbild überragt er sein Geburtshaus in Salzburg, am heutigen Makartplatz 1, gleich gegen­über dem ‹Salzburger Landestheater›.
BUBE | Johann Michael Sattler (1786 – 1847), Maler

Mit seinem gigantischen «Rundpanorama der Stadt Salzburg» im Ausmaß von 27 x 5 m hat er – auf Anregung des 1821 in Salzburg weilenden Kaisers Franz I. – ein einzigartiges Dokument von abendländischem Rang geschaffen. — Auf einer zehn­jährigen Tournee durch Europa warb Sattler sodann mit diesem Werk für die einzigartige Schönheit Salzburgs, wofür ihm als Allerersten die Auszeichnung als „Ehrenbürger der Stadt” verliehen wurde. In der Folge seiner Reisen begann für Salzburg der Aufstieg zum Zielpunkt des internationalen Fremdenverkehrs. — Zahlreiche seiner Studien zu diesem Megawerk entstanden auf den Türmen der Festung Hohensalzburg...deshalb zeichnete ich ihn mit windzerzausten Haaren.
BUBE | Ignaz Rojacher, vulgo „Kolm Naz“; (1844 – 1891), Gewerke des Goldbergbaus in Rauris

Den großartigen „Machler” und Tüftler, der u. a. die Förderanlagen modernisierte, platzierte ich neben seinem wasserkraftbetriebenen Aufzug zum Abbaurevier auf 2.870 m Seehöhe. Damit betrieb er auch einen Dynamo, mit dem er im Jahr 1881 elektrische Energie ins Rauriser Tal brachte. Infolgedessen ging den Knappen in Kolm-Saigurn schon drei Jahre vor den Stadt-Salzburgern das elektrische Licht auf. — Doch darüber hinaus war Rojacher auch der Planer und Initiator zum Bau des ‹Observatorium auf dem Hohen Sonnblick› (3.105 m Seehöhe), der ältesten, durchgehend besetzten Wetterwarte Europas.


Die SKATINDEL (– die 16 ZAHLENKARTEN: / 1–4 sowie / 7–10)


Die Motive auf den 16 Zahlenkarten, den sogenannten "Skatindel", zeichnete ich inspiriert durch Darstellungen auf dem um 1840 entstandenen Salzburger «Ansichten-Tarock» des Ignatz Preisinger und vielfach angeregt durch Lithografien aus der Offizin des Joseph Oberer aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
1 | Ansicht von Salzburg (1842)

Im Jahr der Enthüllung des vom Münchner Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffenen Mozart-Denkmal hatte Salzburg den Abstieg von der einst stolzen Residenzstadt zum unbedeutenden Provinz­städtchen beinah’ überwunden. Doch nicht alleine die Errichtung des Denkmals für den in Salzburg geborenen Genius riss die Stadt aus der Lethargie, denn der – unter maßgeblichem Einfluss des Kardinal Erzbischof (1836 – 1850) Friedrich Fürst Schwarzenberg – ein Jahr zuvor gegründete ‹Dom-Musikverein und Mozarteum› erbrachte weit­reichende Folgen auf dem Gebiet der Hochkultur. — Ja, und die Franziskanerkirche trug zu jener Zeit eine barocke Turmhaube, die man ihr im Jahr 1670 aufgesetzt hatte. Erst 1866/67 wurde der bereits ursprünglich – und heute so charakteristische – gotische Turmspitz nach den Originalplänen aus dem 15. Jahrhundert wiedererrichtet.
2 | Wallfahrtsbasilika Maria Plain

Der wohl bedeutendste Marienwallfahrtsort des Landes, den Kardinal Fürsterzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg in den Jahren von 1671 bis 1674 durch Hofbaumeister Giovanni Antonio Dario erbauen ließ und anschließend an die Benediktiner übergab (die schon vor Vollendung des Kirchenbaus in einem Neben­gebäude ein Superioriat eingerichtet hatten). — Nach der Aufhebung der ‹Salzburger Benediktiner-Universität› (1810) fiel Maria Plain 1824 statutengemäß an das Stift St. Peter. — Vom Vorplatz der Kirche aus genießt man an schönen Tagen – und besonders an Abenden – die wohl herrlichste Aussicht auf die Stadt Salzburg und das weite Umland. Auf der Karte im Vordergrund abgebildet: die Plainbrücke über den von Gnigl kommenden Alterbach, mit der Statue des Hl. Johannes von Nepomuk, die 1733 vom Bildhauer Joseph Anton Pfaffinger geschaffen wurde.
3 | Ansicht von Hallein (um 1850)

Damals „...ein schäbiges Ratzenstadtl...“ – wie es im August 1825 vom durchreisenden Komponisten Franz Schubert abfällig bezeichnet wurde... — Doch herausragend die unverwechselbaren Besonderheiten Halleins: hoch über der Stadt die Wallfahrts­kirche am Dürrnberg, das Augustinerkloster auf dem Georgsberg sowie die Pfarrkirche und der Rathausturm im Zentrum. — Persönlich bin ich seit dem Jahr 1980 bis in die Gegenwart mit dem ‹Keltenmuseum Hallein› verbunden: von der ersten, überaus erfolgreichen 1. Salzburger Landesausstellung «Die Kelten in Mitteleuropa», bis zu den „Lebensbildern” in den Gebäuden des ‹Keltendorf Salina› am Dürrnberg.
— Und im Rahmen der Ausstellung «SalzHOCHburg Hallein» werden bis Ende April 2017 in einem der sogenannten „Fürstenzimmer” des ‹Keltenmuseum Hallein› zwölf Originalzeichnungen des «Salzburger Jubiläums-Tarock» gezeigt.
4 | Blick auf Mattsee (um 1850)

Vom Schlossberg aus auf den Wartberg und den Obertrumersee, auf die Stiftskirche und ihren mächtigen Turm (mit seiner beachtlichen Höhe von 76 m als „Goliath des Flachgaus” bezeichnet), sowie auf den Turm der ehemaligen Pfarrkirche (der 1926 einstürzte). — Und nicht nur durch meine Mitarbeit an der 5. Salzburger Landesausstellung «Die Bajuwaren» (1988), ist mir dieser zauberhaft gelegene Ort ans Herz gewachsen.
7 | Burg Mauterndorf

– im Dornröschenschlaf: Denn sie wurde 1832 zur Ruine erklärt. Doch lange zuvor, von 1495 bis 1519, war sie der prachtvoll ausstaffierte Sommersitz des Salzburger Erzbischofs Leonhard von Keutschach. — Bei der Ansicht des „Schlossmeierhauses“ (das Haus des Schlossverwalters) im Vordergrund habe ich mich bei meinen Recherchen zeitlich „verhaut“ – denn der umlaufende Balkon im ersten Stock wurde erst bei einem Umbau um 1900 angefügt.
8 | Schloss Goldegg mit Pfarrkirche (um 1840)

In diesem um 1323 errichteten Schloss hat die hochgeschätzte Frau Nora von Watteck (sie entdeckte 1932 bei Grabungen auf dem Halleiner Dürrnberg die wohl großartigste keltische Schnabelkanne) ihre umfangreiche Sammlung bäuerlicher Alltagsgegenstände eingerichtet – das Ergebnis ihrer jahrzehntelangen volkskundlichen Forschungen. — Mit ihr sind auch persönliche Erinnerungen verbunden, wie etwa an die Gestaltungsarbeiten zur 2. Salzburger Landes­ausstellung im Jahr 1981, «Reformation. Emigration. Protestanten in Salzburg.», im Schloss Goldegg.
9 | Burg Hohenwerfen (um 1840)

Ihre Errichtung begann (ebenso wie jene der Festung Hohensalzburg) im Jahr 1077 unter Erzbischof Gebhard. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) wurde unter Erzbischof Paris Lodron diese über dem Salzachtal hoch aufragende Burg Teil eines Gesamtkonzepts zur Wehrhaftigkeit des Bistums. Nach den Napoleonischen Kriegen (1792 – 1815) dem Verfall preisgegeben, ist es einem Handschreiben von Kaiser Franz I. zu verdanken, dass ihr Abbruch verhindert wurde. Doch insbesonders Erzherzog Johann bemühte sich in den 1820er-Jahren um die Erhaltung von Hohenwerfen, denn er brachte erhebliche Geldmittel auf, um die notwendigsten Arbeiten durchführen zu lassen. Dies geschah nicht etwa aus militärischen Gründen, sondern allein – wie er meinte: „...um das pitoresque Altertum zu bewahren.“
10 | Schloss Leopoldskron (um 1840)

Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian ließ das Schloss 1736 unter der Leitung des schottischen Paters Bernardus Stuart (Mathematiker und Professor an der Universität Salzburg) erbauen – zur Mehrung des Ansehens für seinen Neffen, Franz Laktanz. Dieser war leidenschaftlicher Kunstsammler und richtete das einzigartige Rokoko-Schloss geradezu fürstlich ein, wie u. a. mit einer reich ausgestatteten Bibliothek, einer herrlichen Gemäldegalerie mit etwa 290 Kunstwerken und Porträts sowie einer wahren Schatzsammlung von Handzeichnungen und Kupferstichen. Aber schon hundert Jahre später verkauften die Nachkommen Schloss und Sammlung an einen Wirt, einen schreck­lichen Kunstbanausen, der die Gemälde weit unter ihrem Wert verschleuderte. Im Jahr 1851 wurden Park und Schloss vom bayerischen König Ludwig I. erworben, der bis zu seinem Lebensende 1868 dort wohnte.
1 | Wasserschloss Anif

Das überaus malerisch gelegene Wasserschloss blickt auf eine lange Besitzergeschichte zurück: Im 16. Jahrhundert gehörte es Christoph Perner, Bergwerks­unternehmer im Innergebirg und Pfleger von Hallein. Im Jahr 1837 ging es in den Besitz von Alois Graf Arco-Steppberg, der es – inspiriert von seinen Reisen durch England – vom bayerischen Architekten Heinrich Schönauer im neugotisch-englischen Stil der Spätromantik aus- und umbauen ließ.
2 | Schloss Fischhorn bei Zell am See

Erstmals 1227 urkundlich erwähnt, mehrmals baufällig und wiedererrichtet und bis 1803 im Besitz des Bistums Chiemsee. — Von 1810 bis 1816 zog das Bayerische Rentamt ein, und danach wurde es dem Verfall preisgegeben. Erst 1862 bis 1867 wurde das Schloss vom Wiener Dombaumeister Friedrich von Schmidt und dem Salzburger Architekten Josef Wessicken im neugotischen Stil um- und ausgebaut – zu einem „Zauberschloss“, wie es vielfach bezeichnet wurde.
3 | Wallfahrtsbasilika Maria Kirchenthal (um 1850)

Fürsterzbischof Johann Ernest Graf Thun (1687 – 1709) beauftragte 1693 Johann Bernhard Fischer von Erlach, den bedeutenden Architekten der Barockzeit, mit dem Bau dieser Kirche. Landschaftlich reizvoll in einem Hochtal der Loferer Steinberge gelegen – zählt sie (gleich Maria Plain in Bergheim) zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte des Landes. Der „Pinzgauer Dom“, wie dieses einzigartige Bauwerk auch genannt wird, ist alljährliches Ziel zahlreicher Wallfahrer – auch aus meinem heimatlichen Stadtteil Liefering.
4 | Schloss Mirabell (vor dem Brand von 1818)

Durch die Brandkatastrophe im Jahr 1818 wurde einen Großteil der Neustadt zerstört. Arg in Mitleidenschaft geriet damals auch das Schloss mit dem markanten, barocken Turm, das Erzbischof Wolf Dietrich 1606 für Salome Alt, die Mutter seiner 15 Kinder, erbauen ließ. — Meine dargestellte Ansicht richtet sich nach dem 1721 bis 1727 erfolgten Umbau durch Johann Lukas von Hildebrandt. Anregungen fand ich dazu in Feder­zeichnungen aus dem Jahr 1726 von Anton Danreiter und einer weiteren von Franz Caucig, entstanden nach dem Brand. Die Balustrade im Vordergrund zeichnete ich nach einem von mir erstellten Foto. — In den Sommermonaten der Jahre 1811 bis 1815 residierte hier der bayerische Kronprinz Ludwig als Generalgouverneur des Salzachkreises. In Sorge um das Wohlbefinden seiner schwangeren Gemahlin ließ er die missgebildeten Figuren aus dem nahen 'Zwergelgarten' entfernen und verkaufen – denn sie könnte sich: „...ja versehen, und einen buckligen Gnom gebären.“ – Doch der im Schloss zur Welt gekommene Sohn Otto war von 1832 bis 1862 immerhin erster König von Griechenland und hielt von Athen aus weiterhin die Verbindung zu seiner Geburtsstadt aufrecht, indem er u. a. das 1835 gegründete ‹Salzburger Museum Carolino-Augusteum› finanziell unterstützte, das nach seiner Schwester Caroline Auguste benannt wurde.
7 | Schloss Hellbrunn

1613 ließ Fürsterzbischof (1612 – 1619) Markus Sittikus von Hohenems diese prachtvoll gelegene "Villa suburbana" vom Dom­baumeister Santino Solari errichten, um sich dort von anstrengender Askese zu erholen. Nach wilden Jagden und Tier­hatzen innerhalb des weitläufigen, ummauerten Parks wurden seine ahnungslosen Gäste in die 'Wasserspiele' geladen und aus versteckten Spritzröhrchen richtiggehend begossen. — Viel später erst kamen auch die zahllosen Besucher und Schaulustigen in diesen erfrischenden Genuss: 1822 erwarb die Stadt Salzburg Park und Schloss vom Kaiserreich Österreich und öffnete die Anlagen für die Allgemeinheit. — Und etwa zehn Jahre später schrieb der durchreisende Schriftsteller und Theaterdirektor Heinrich Laube in seinen «Reisenovellen»: „Die Wasserkünste des Lustschlosses Hellbrunn sind noch erhalten, doch waren wir einstimmig betrübt, dass die schönen Gemächer des bischöflichen Freuden­schlosses so leer ständen; etwas Sünde und viel Freude sind doch allemal besser, als viel Tugend und säuerliche kleine Vergnügen.“
8 | Ansicht von Radstadt (um 1840)

Nach einer Zeichnung, die ich 1989 für die Ausstellung «Die alte Stadt im Gebirge – 700 Jahre Stadt Radstadt» anfertigte: rundum mit Befestigungsanlagen, wie sie großteils auch heute noch bestehen. — Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war die kleine Stadt ein überregionaler Handelsplatz am strategischen Schnittpunkt der Verkehrs­wege über die Tauern nach Salzburg sowie vom Salzach-Pongau ins Ennstal und in die Steiermark.
9 | Erhardkirche in Nonntal und das Stift Nonnberg (um 1850)

Am Fuße des Nonnberg (mit dem ältesten Frauenkloster der Welt) liegt die ehemalige Salzburger Vorstadt Nonntal. Nach Plänen von Caspar Zugalli wurden 1686 an der Landstraße nach Hallein und Berchtesgaden die Erhardkirche und das anliegende ‹Domkapitelische Spital› errichtet, für – wie es hieß – „abgediente“ Dienstboten. — Der Nonntaler Arm des Almkanals (von der Brunnhausgasse abgehend) sowie der Köckablass von der Alm (nächst dem Leopolds­kron-Weiher) fließen zu dieser Zeit noch offen durch die kleine Vorstadt, wo mit Wasserkraft eine Glasur-Mühle betrieben wird.
10 | Schloss Kleßheim

Der baulustige Erzbischof Johann Ernest Graf Thun erteilte um 1700 dem Baumeister Johann Fischer von Erlach den Auftrag, nordwestlich der Residenzstadt Salzburg, abgesetzt von der Geländekante zur Saalachau, ein Lustschloss zu errichten. — Allerdings wurde es erst 1732 bezugsfertig, unter Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian, der an den Auffahrten ruhende Hirsche mit Sternengeweihen aufstellen ließ. 1816 kam Kleßheim in den Besitz des habsburgischen Kaiserhauses und wurde ab 1862 vom nach Salzburg „verbannten” Bruder des Kaisers Franz Joseph I., Erzherzog Ludwig Viktor, bewohnt, der auch das nahe dem Schloss gelegene 'Kavalierhaus' erbauen ließ. Trotzdem er ein Angehöriger der kaiserlichen Familie war, fand der Erzherzog seine letzte Ruhestätte nicht in der Wiener Kaisergruft, sondern am Ortsfriedhof von Siezenheim nächst Kleßheim.


Werner Hölzls «Salzburger Jubiläums-Tarock»: Kartenmotive im Rahmen der Ausstellung «SalzHOCHburg» im ‹Keltenmuseum Hallein› – auf Holz gedruckt!

Die TAROCK (– die 21 Trumpfkarten)


Für die Gestaltung der 22 Trumpfkarten zum Thema „Salzburger Volkskultur” mit Darstellungen und Motiven aus der eigen­ständigen Brauchtumstradition des Landes konnte ich auf Bücher und zahlreiche, über die Jahre gesammelte Unterlagen zurückgreifen. Denn auch für die Institutionen der Salzburger Heimatpflege bzw. Volkskultur habe ich als Grafiker langjährig gearbeitet – wie etwa an den Bildtafeln und Werkszeichnungen zur «Salzburger Trachtenmappe II», die allerdings in den Kartenbildern nicht vorkommen.
I (PAGAT) | Bürgergarde der Stadt Salzburg

Nachdem Tarock I neben "Pagat" auch "Spatz" genannt wird, setzte ich im Vorder­grund einen dieser gefiederten Freunde auf einen Rossknödelhaufen. — Und auf das Wappen der Bürgergarde konnte ich leicht zurückgreifen, nachdem ich 2006 die "Martins-Fahne" des ‹Bezirksverbandes der Schützen der Stadt Salzburg› gestaltete und im Zuge dessen von jeder der zehn Schützengruppen bzw. -kompanien die Wappen ausarbeitete.
II | Gasteiner Nikolaus mit Krampuspass

Tarock II trägt u. a. auch die Bezeichnung "Uhu" – und einen solchen platzierte ich im Geäst oberhalb der Gruppe. Für die grimmigen "Larven" der Krampusse habe ich Exponate aus dem ‹Volkskundemuseum› im 'Monatsschlössl Hellbrunn' zum Vorbild genommen. — Ich persönlich würde diese kunstvoll geschnitzten Holzmasken mit den mehrfachen Hörnerpaaren ja eher den ‘Perchten’ zuordnen – der Unterschied ist aber darin erkennbar, dass den ‘Krampussen’ ihre Zungen aus den Mäulern heraushängen.
III | Pongauer Schön- und Schiachperchten

Auch hier nahm ich Beispiele aus dem ‹Volkskundemuseum› zum Vorbild. — Die Auftritte der Perchten zählen zu den wohl eindrucksvollsten der seit 1850 belegten Schaubräuche im Pongau. Dabei wird von den Kappenträgern Kraft, Kondition und viel Ausdauer verlangt, denn manche der Aufbauten wiegen bis zu 50 Kilo. Und: „Schiach“ hat hier nichts mit dem Begriff ‘hässlich’ gemein – sondern mit ‘verscheuchen’, also: „Böses abhalten und verjagen”. — Tarock III ist ebenfalls eine sogenannte "Vogelkarte": der "Pelikan", "Kakadu" oder "Kanari". Statt einem dieser exotischen Vögel setzte ich aber einen Hahn – und einen Doppeladler – an die Spitzen zweier Kappenaufsätze.
IV | Salzburger Glöcklerlauf

Ein Raunachtsbrauch vor dem Dreikönigstag. — Die "Kappen" der Glöckler bestehen aus einem mit Seidenpapier bespannten Leichtholzgestell und sind mit Motiven aus buntem, opaken Tonpapier oder aus transparenten, dünnen Farbpapieren sowie mit weißen Papierfransen geschmückt. Dennoch wiegen diese, von innen – traditionell durch Kerzen – beleuchteten, Konstruktionen an die 7,5 Kilo. Und dazu hängen den Läufern laut scheppernde Glocken und Schellen an breiten "Ranzen", wie diese wuchtigen Gürtel bezeichnet werden.
V | Rupertigauer Aperschnalzen

Die „Schnalzerpassen“ aus den ehemals salzburgischen Gebieten links der Salzach und Saalach treiben alljährlich – gemeinsam mit Passen aus dem Flachgau – den Winter aus: Damit es bald wieder schneefrei – also „aper“ – wird.
VI | Palmsonntag in Puch bei Hallein

Ein aus Holz geschnitzter Palmesel mit Christusfigur wird alljährlich aus einer Nische in der Pfarrkirche geholt und frisch geschmückt bei der Prozession mitgetragen. — Diese Skulptur aus dem 17. Jahrhundert ist Ende des 18. Jahrhunderts der im Zeichen der Aufklärung erfolgten Zerstörung vieler Palmesel entgangen.
VII | Schwerttanz der Dürrnberger Knappen

Dieser Tanz zählt zu den beeindruckenden Zunft- und Standestänzen, die nur bei besonderen Festlichkeiten aufgeführt werden; seine Ursprünge reichen zurück bis ins Jahr 1586. — Aus Rundtänzen heraus werden in zwölf aufeinander folgenden szenischen Gruppenfiguren die wesentlichen Arbeitsvorgänge der Bergleute im Salzbergbau dargestellt. Auf der Karte abgebildet ist die zehnte Figur, der "Berg", bei der der auf gekreuzten Schwertern stehende und die Knappen­fahne schwenkende Anführer den Anwesenden zuruft: „Heut’ an unserem Freudentag schwingen wir unsere Fahne auf und rufen allen Gönnern zu – den Bergmannsgruß ‘Glück auf! Glück auf! Glück auf!’“ — Und eine große Besonderheit: Im Jahr 2011 wurde der "Dürrnberger Schwerttanz" in das ‹UNESCO-Verzeichnis der nationalen, immateriellen Kulturgüter› aufgenommen.
VIII | Hundstoaranggeln

Alljährlich um Jakobi (25. Juli) findet am Pinzgauer Hundstein dieses Kräftemessen statt, aus dem der "Hagmoar" hervorgeht. — Früher hat man im Alltagsgewand geranggelt, nicht – wie heutzutage – in groben Leinendressen und T-Shirts. Als Vorlage zu meiner Zeichnung diente eine Lithografie von Joseph Rattensberger (1807 – 1866), und mein durchtrainierter Sohn Simon stand mir Modell. — Doch zu den ältesten Darstellungen des Ranggelns zählen die 20 Federzeichnungen von Albrecht Dürer, die um 1512 in einer Handschrift erschienen sind. Dieses Regelwerk ist auch heute noch weitestgehend bestimmend, um die jeweils Stärksten zu ermitteln...und dass diesen die Herzen der Dirndln und Frauen zuflogen, versteht sich ja von selbst.
IX | Himmelbrotschutzen der Salzachschiffer in Laufen/Oberndorf

Bei der Fronleich­nams­pro­zession wird ein alter Brauch der Schiffer gepflegt: Von einer festlich geschmückten Zille aus wird – von vier weiß gekleideten Buben – ein auf einem bestick­ten Tuch liegendes, geweihtes „Himmelbrot“ (Hostie) in die Salzach „geschutzt“ (geschupft). — Dies geschieht zu Ehren der in früheren Zeiten bei ihrer harten, oft gefährlichen Arbeit ums Leben gekommenen Schiffsleute.
X | Prangstangentragen in Zederhaus

Bei diesem Brauch ist mehr als bewundernswert, dass nicht gestandene Kraftlackel diese immens schweren, mit tausenden Blüten kunstvoll umflochtenen Stangen tragen und in Balance halten, sondern oft schmächtige Jünglinge. — Wie mir scheint: Für jeden jungen Zederhauser ein Initiationsritus.
XI | Tamsweger Samson

Einer der „biblischen Riesen” im Lungau und in den angrenzenden steirischen Orten Krakaudorf und Murau. — Der Samson stellt eine Einzigartigkeit im Salzburger Brauchtum dar: In Begleitung eines mitunter lustig herum­hüpfenden Zwergenpaares führt der Träger dieser etwa 70 Kilo schweren Riesenfigur sogar anmutige Tänzchen vor. — Der in Tamsweg beheimatete Extremkraftsportler Franz Müllner würde damit sogar geradezu leichtfüßig zur Wallfahrtskirche St. Leonhard hinauf tanzen...
XII | Salzburger Hochzeitslader

Der Zeremonienmeister und hilfreiche Festbegleiter bei traditionellen ländlichen Hochzeiten. — Angefangen bei der Kundgebung der Heirat, den Einladungen, dem festlichen Ablauf vor, in und nach der Kirche, über die Tischordnung beim Wirt und das Überreichen der Brautgeschenke beim „Weisen“, bis hin zum Ablauf der Ehrentänze und zum "Brautstehlen" – alles wird von ihm organisiert und auf die regionalen Besonderheiten im Lande Salzburg abgestimmt. An seinem blumengeschmückten "Ladstecken" hängen – gleich Auszeichnungen – Bänder mit eingestickten Namen der Brautleute, die er bereits durch deren Hochzeitsfeiern geführt hat.
XIII | Wilde Jagd

Darstellung einer Szene mit drei der zwölf Figuren, die alljährlich am zweiten Donnerstag im November am Fuße des Untersberg auftreten: der "Riese Abfalter", der "Saurüsselpercht" und "der Tod" – mit dem es an dieser Stelle eine besondere Bewandtnis hat, denn: Auch auf alten Karten zeigt Tarock XIII diese Figur.
XIV | Mühlbacher Holzmusi

Schon im 16. Jahrhundert musizierten die Bergknappen im Mühlbacher Hochkönig-Gebiet auf im Eigenbau gefertigten Holzinstrumenten, und erneut ab 1827, als nach vorübergehender Stilllegung der Kupfererzabbau wieder aufgenommen wurde. — Den Takt geben die „vier T’s“ vor: Tambour, Trommel, Tschinellen und Triangel (wobei einzig letzteres aus Metall besteht). Dazu kommen vier Flöten und weiters drei Basstuben (idealerweise aus dem astfreien Stamm einer Haselfichte), für die die Bläser besonders starke Lungen benötigen und sich auch eine spezielle Presstechnik aneignen müssen – was selbst geübten Blechbläsern anfangs überaus schwer fällt...
XV | Salzburger Bindertanz

Der von einem „Hanswurst” begleitete Reiftanz, der in besonderen Schrittfolgen und Figuren bei festlichen Auftritten gepflegt wird. In der Tradition der früheren 'Küfer- und Fassbinder-Innung' zeigt die 'Historische Salzburger Bindertanzgruppe' ihre Aufführungen in Rokoko-Kleidung. — Seit längerem steht diese Vereinigung unter der Patronanz der 'Stieglbrauerei zu Salzburg', die im Jahr 2017 ihr 525. Bestandsjubiläum feiert. Unter dem Motto: „Die Binderzunft von alters her, hält Brauch und Sitt’ in hoher Ehr’“ wird es aufgrund dieses Jubiläumsjahres wohl zu mehreren festlichen Auftritten dieser Tanzgruppe kommen.
— Doch was mich dabei besonders freut, ist, dass auf Wunsch der Eigentümerfamilie der größten Privatbrauerei Österreichs eine Sonderedition des «Salzburger Jubiläums-Tarock» aufgelegt wurde.
XVI | Almabtrieb im Pinzgau

In alpiner Abgeschiedenheit – und das gilt nicht nur für Hochalmen im Pinzgau – untersteht die anstrengende, reglementierte Arbeit oft nur einer Sennerin (oder einem Senn) und einem Hüterbuben. Nicht selten kam es dabei zu Unglücksfällen. — Umso mehr freut sich die stolze Sennerin – abgebildet in Begleitung der von ihr aufgekranzten Leitkuh –, wenn es nach einem arbeitsreichen, unfallfreien und vielfach freudvollem Sommer (siehe den nachschwänzelnden Verehrer) von ihrer Alm hinunter ins Tal geht.
XVII | Salzburger Rupertikirtag

Dieses alljährlich um den 24. September herum veranstalteten Kirchweihfest auf den Plätzen rund um den Dom ist (neben der ‹Pfingstdult›) das wohl größte Volksfest im Land. Und nachweislich fand ja schon 1331 die erste ‹Rupertidult› statt.
— Ich habe ja eine besondere und persönliche Beziehung zum Rupertikirtag: Im Jahr der Wiederbegründung, 1977, wurde ich mit der Gestaltung eines Plakats beauftragt, das für 25 Jahre zum Merkmal wurde. 1987 zeichnete ich das erste Motiv zu den «Rupertikirtags-Drucken», die in der Folge von verschiedensten Salzburger Künstler/innen gestaltet und zu begehrten Sammelobjekten wurden. In der 'Kunstdruckerhütte' auf dem Alten Markt werden diese Blätter mit einem 150 Jahre alten „Boston-Handtiegel” der (vormaligen) 'Druckerei Huttegger' auf – ebenfalls vor Ort – hand­ge­schöpf­tem Büttenpapier gedruckt. — Und im (mehrfachen) Jubiläumsjahr 2016 – ‹200 Jahre Salzburg bei Österreich› sowie ‹40 Jahre Rupertikirtag seit Neugründung› – durfte ich das Motiv zum «30. Kirtagsdruck» zeichnen.
XVIII | Flachgauer Prangerstutzenschützen

Ein nicht von Jedermann/frau geliebter Lärmbrauch, dem ich von 1978 bis 1983 kurzzeitig frönte, als Gründungs­mitglied der 'Salzburger Festungs­pran­ger­stut­zen­schützen'. Ich erinnere mich an ein Reihenfeuer zu Ehren des Erzbischofs, vor dem Dom – durch das sämtliche Alarmanlagen der umliegenden Museen ausgelöst wurden... — Aber schon in Zeiten der Gegenreformation hatten Feuerschützen einen festen Platz bei kirchlichen Anlässen als auch bei weltlichen Festen und Empfängen, um diese lautstark kundzutun.
XIX | Unkener Stelzentänzer

Auch hier wieselt (wie beim nächsten Kartenmotiv) zwischen den sich akrobatisch bewegenden Tänzern ein Spaßmacher herum: ein als alte Frau verkleideter Mann – eine „Hanswurstin”.
XX | Pinzgauer Tresterer

Die in rotem Seidenbrokat mit reicher Goldstickerei nobel gekleideten Tänzer vollführen bei ihren spektakulären, beinah’ mystischen Auftritten in Zell am See und Stuhlfelden einen traditionellen Schleif-, Spring- und Stampftanz mit Elementen der italienischen Karnevalstänze und der alpinen Schuhplattler. — Und dazwischen ist da wieder ein „Hanswurst”, der mit einer Lederwurst den Tanzplatz kreuzweise anschlägt.
XXI (MOND) | Schifferschützen vor der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf

Die 1937 geweihte Kapelle steht an der Stelle der ehemaligen St. Nikolaus-Kirche (s. Karte BUBEN... ). Die Uniformen sind denen der 'Salzachschifferschützen' nachgeschneidert, die in früheren Zeiten als Begleitschutz der Salztransporte dienten. Im Vordergrund steht eine Gruppe mit einer tragbaren Drehkrippe, die die Tradition der früheren "Heischebräuche" aufzeigt. — Tarock XXI wird auch "Mond" genannt. Der Name leitet sich aber vom frz. „le monde“ ab – „die Welt”.


...und als Krönung: der SKÜS (– Tarock XXII, die höchste Trumpfkarte)

SKÜS – oder „Gstieß“ (im Pongau: „Stutz“) | Der Lungauer Sau- und Krautschneider „Hanswurst”

Die Bezeichnung "Sküs" für Tarock XXII, die höchste Trumpfkarte, kommt vom frz. „excuse“... denn man entschuldigte sich früher formvollendet, wenn man diese Karte zog. — Der "Salzburger Hanswurst" spielt von alters her – nicht nur im Brauchtum – eine vielfältige Rolle: Auf früheren Jahrmärkten war er Begleiter von Ärzten und Quack­salbern, um mit derb-komischen Späßen von den Schmerzens­schreien der Patienten abzulenken – und im "Alt-Wiener Volkstheater" nahm er sich als Possenreißer kein Blatt vor den Mund. Mit dieser Figur gelangte Joseph Anton Stranitzky (1676 in Graz geboren) zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu höchstem Ruhm – ja, er ging damit sogar in die Theater­geschichte ein, denn mit seinen spektakulären Auftritten verdrängte er die ansonsten so beliebten italienischen Stegreifgruppen der "Commedia dell’arte" aus der Gunst besonders des Wiener Publikums. — Und auf dem seit 1977 erneut alljährlich stattfindenden ‹Salzburger Rupertikirtag› wurde der „Hanswurst” von Anfang an – ich erinnere da an den beliebten Schauspieler Werner Friedl – zum sympathischen Spaßvogel und zur die Marktfahne hissenden Repräsentationsfigur.
Werner Hölzls «Salzburger Jubiläums-Tarock»... — PDF-Datei zum Ausdrucken (28 Seiten inkl. Bilder, ca. 2MB):
     Beitrag in der Schriftenreihe 'Salzburg Archiv' des 'Vereines der Freunde der Salzburger Geschichte' (Band 36, 2016)